Jan 10, 2009

Vorurteile? Teil 1

Neues Jahr, aufgräumt wird! Nach sehr schönen, intensiven und auch anstrengenden 2 1/2 Wochen in meiner ersten Wahlheimat (München das ist), war der David einigermaßen froh, wieder in die geruhsamen Schweden-Landen zu exilieren.
Hier steht die Zeit still. Aus dem Bett heraus kann man dem Regen zusehen, weiterhin auf Schnee hoffen, der aber wieder nicht kommen wird. Man trinkt hier wenig bis kein Alkohol (ich also, der gemeine Schwede schon), gibt sein Geld zu 90% für Lebensmittel aus, ernährt sich gesund und kommt in shape (wenn der Körper nicht gerade gegen eine sture Erkältung ankämpft). Die gelegentliche Ruhe mag der Steppenwolf ja, bis dann nach etwa acht bis 12 Wochen eine gewisse Desozialisation gewisser süddeutscher (die schwäbischen Lande werden hier geflissentlich ausgelassen) Eigenheiten zu Tage tritt.
Aber gut, noch ist es ja nicht soweit. Noch aber mag die Überschrift nicht so richtig mit diesem Erguss hier zusammenpassen. Ich wollte an dieser Stelle mal mit einigen Vor-, oder waren es Nachteile? aufräumen, bzw. einige Beispiele der negativen Konotierung meiner Nationalität in meiner zweiten Wahlheimat nennen. So sei es:

Ich bin in diesen nun schon zweieinhalb Jahren etwa ein dutzend Mal gefragt worden, wie das denn mit den Nazis bei mir zu Hause sei. Und da dachte ich immer, diese Art der Fragestellung wäre mittelgebildeten US-Amerikanern vorbehalten. Dem angehenden schwedischen Akademiker wurde aber versichert, dass zum Einen gar keine Nazis in meinem Haus wohnen und zum Anderen, dass Rechtsradikalismus schon lange kein (ost)deutsches Phänomen, sondern durchaus auch ein schwedisches ist. Ob dies objektiv angenommen wurde, ist ein anderes Thema.

Die Geschmäckerfrage.
Ui, spannendes Thema, im Ernst. Das einzige flache Vorurteil was auf (die) Schweden zutrifft ist: Sie sind alle relativ gut gekleidet. Ok, hier fängt´s dann auch schon wieder an. Nicht alle natürlich, aber einige, wenn auch nicht viele mehr als in big D. Es liegt im Auge des Betrachters. Hat der schwedische Tourist auf der Durchreise nach Italien an einer Imbissbude in Eberswalde Rast gemacht, hat er sich erstens verfahren und zweitens Argumente für das Bild des schlecht gekleideten Deutschen sammeln können. Aber ganz ehrlich: In Åmål laufen sie auch nicht besser rum.
Musik: Ja, aus Schweden kommen klasse Bands. Nur hört die hier keiner. Soeben versucht mir wieder mein Nachbar Radio-Pop näher zu bringen, in einer nahezu unverschämten Lautstärke. Das Phänomen auf Partys ist a) es laufen nur (und damit meine ich nur) Lieder aus der Sparte Radio-Pop-Dance-Youtube-Rumgeblödel-Schwachfug-Mucke. Was einen aber noch viel mehr in Rage bringt (b): Jedes Lied wird für zirka 30 sek angespielt, danach kommt ein anderer Depp daher und wechselt. Hört mal lieber sowas, ihr Kulturbanausen: